Die Partei Duisburg

Autor: Benjamin

Gerhard Mercator

Es ist das Jahr 1541 – eine spanische Galeone fährt über die stürmische See. Da entdeckt einer der Matrosen eine tückische Anomalie, auf die das Schiff genau zusteuert. Das Wasser kräuselt sich und weiße Schaumkronen tanzen auf den Wellen. Riesenhafte Wogen peitschen hunderte Wassertopfen empor, die tosenden Wassermassen beschwören ein lautes, nicht enden wollendes Donnern herauf. Es sieht beinahe so aus, als täte sich ein breiter Wasserfall vor dem Schiff auf, nur dass sich dieser inmitten des Meeres befindet. Die abergläubischen Seeleute geraten in Panik. Sie setzen die Segel und versuchen in die entgegengesetzte Richtung zu steuern. Doch der Sog des Wassers reißt das Schiff fort. Erst jetzt wird den Matrosen ihr Schicksal bewusst: Sie sind an den Rand der Welt gesegelt und stürzen in die dunkle Untiefe, die die ganze Erdscheibe umgibt. Sie schreien und zetern, einige beten, andere fluchen. Einer versucht sogar das letzte Mal in seinem Leben zu onanieren. Nichts hilft.
Doch plötzlich erfindet Gerhart Mercator den Globus. Die starren Ränder der Erde wölben sich nach unten. Die scheibenförmige Welt wird zu einer Kugel. Das Meer glättet sich und das Wasser, das eben noch in die Tiefe stürzte, wird jetzt zu einem gigantischen Ozean, der beinahe die komplette Erdkugel umgibt. Mit einem Mal ist es still an Bord der Galeone. Die Matrosen die gerade lauthals um ihr Leben gebangt haben, sehen sich schweigend an. Dann ergreifen sie denjenigen, der versucht hat sich einen runter zu holen, ziehen ihm einen Sack über den Kopf und werfen ihn über Bord, da er gegen die guten Sitten verstoßen hat.

Ja, so war das damals eben.

Gerhart Mercator, in Duisburg allgegenwärtig, der vermeintliche Erfinder der Weltkugel, Namenspatron der Mercator-Grundschule, der Mercator-Halle, des Mercator-Platzes, des Mercator-Mineralwassers, des Mercator-Brunnens, der Mercator-Sonderausstellung, des Mercator-Verlages, des Mercator-Gymnasiums, der Mercator-Haltestelle, der Mercator-Insel, des Mercator-Waisenhauses für manisch-depressive Künstlerkinder, des Mercator-Schlachthauses, der Mercator-Bodysuits für Sie und Ihn, der Mercator-Waschlappen, der Mercator-Antiaging-Creme, der Mercator Hinkelstein GmbH und Co. KG und der komischen globusförmigen Nudeln mit dem Namen Mercatorlini.
Wer hätte gedacht, dass dieser strahlende Held, der die Erde für uns rundete, sodass die niemand mehr hinunterpurzeln kann, in Wirklichkeit überhaupt nicht aus Duisburg stammte, sondern aus einem Kaff aus Belgien, das heute an der niederländischen Grenze liegt. Sein Name war auch nicht Mercator, sondern De Kremer, und den Globus hat er auch nicht erfunden.
Ja, ja so sieht die traurige Wahrheit aus.

Warum heutzutage niemand die Geschichte kritisch hinterfragt sollte verwundern. Denn eigentlich müsste man Gerhart Mercator postum abschieben. Was will Duisburg bitteschön mit einem niederländisch/belgischen Religionsflüchtling? Ich habe darauf keine Antwort. Aber wenn er schon nicht abgeschoben wird, dann sollte man doch wenigstens alle Mercator-Schulen und sonstige Namenspatenkinder wieder in De Kremer umbenennen und dann am besten eindeutschen. Die Krämerschule – klingt doch hübsch oder? Na gut, nicht unbedingt hübsch, aber deutsch. Außerdem passt es zum Stadtkonzept, denn es gibt ja doch eine ganze Menge 1-Euro-Krämerläden in der sonst so kahlen Innenstadt. Doch so etwas wird die Propagandaabteilung unserer Stadt sicher nicht gutheißen. Der ehemalige Kulturdezernent Karl Janssen nannte Mercator jedenfalls in einem Interview mit der WAZ einen „Sohn der Stadt“. Ich weiß nicht woher Karl Janssen seine Kinder sonst so her bekommt. Vielleicht hat er ja auch einige aus China vertriebene tibetische Mönche bei sich zuhause aufgenommen oder einen halbverhungerten Sohn aus Eritrea adoptiert. Kinder ohne Sex, genau das richtige für einen keuschen CDU-Politiker. Außerdem haben Angelina Jolie und Brad Pitt ihre Familie ja nach einem ähnlichen Konzept zusammengestellt. Aus jedem Teil der Erde ein Kind. Das ist Globalisierung. Das ist modern. Und modern kann die CDU gut gebrauchen.
„Hallo Karl Janssen habt ihr auch schon einen Eskimo?“
„Nee Angelina, aber dafür haben wir zwei Aborigines.“
„Oh, wollt ihr einen Aborigine gegen einen Mohawk tauschen?“
„Gerne, gerne, ich habe gehört die sind vom Aussterben bedroht. Immer her damit, damit kann ich meine politischen Nachbarn ärgern. Wenn sie sehen, wie liberal und weltoffen ich bin, werden sie vor Neid platzen. Die haben nämlich nur einen türkischen Facility Manager der Cem Özdemir heißt.“

Auch der gegenwärtige Duisburger SPD-Oberbürgermeister Sören Link und das Syndikat, das er hinter sich installiert hat, machen keine Ausnahme. Zelte müssen her, die Exoten – wenn auch nicht eingeladen – sollen sich schließlich zuhause fühlen. Sören Link ist es egal ob es sich um Syrer, Sinti und Roma oder Indianer handelt – solange er im Winter in seinem gut geheizten Rathaus sitzt.
Denn anders als Brad Pitt und Angelina Jolie nimmt Sören Link für seine Schutzbefohlenen nicht sehr viel Geld in die Hand. Warum auch? Es sind ja nicht seine Kinder.
Wenn irgendeiner der Asylanten eine tolle Erfindung macht oder später damit in Verbindung gebracht wird, kann er ja immer noch postum von der Stadt adoptiert werden wie Gerhard Mercator. Also vielleicht in vierhundert Jahren. Und dann benennt man sicherlich auch eine Straße nach dem bis jetzt anonymen Einwanderer. Dann kann Sören Link ihm postum gratulieren. Und beide werden postum die Mercatorstraße entlangfahren und danach die Straße, die nach dem Asylanten benannt wurde. Und beide werden dann postum darüber lachen, dass Sören Link ihn damals in einem Zelt unterbringen wollte. Und beide werden postum Mercatorlinis zusammen essen. Und Sören Link wird vielleicht postum als guter Bürgermeister in Erinnerung bleiben, genau wie Gerhard Mercator als Sohn der Stadt und als Erfinder des Globuses in Erinnerung geblieben ist.

Ihr Benjamin Bäder

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Martin Rütter

Jeder kennt ihn: Den Hund, den besten Freund des Menschen. Und jeder weiß, dass ganz tief in den Biestern drin ein natürliches Verständnis für die Begriffe „Sitz!“, „Platz!“, „Bei Fuß!“ und „Aus!“ steckt. Manchmal muss man halt etwas lauter brüllen, aber im Grunde seiner Seele wartet der Hund nur darauf unsere Befehle treuherzig zu befolgen. Das ist ja auch logisch, einem Koalabären muss auch keiner beibringen wie man auf Bäume klettert und einem Krokodil wird nie erklärt wie man seine Beutetiere in mundgerechte Portionen zerteilt. Die Evolution hat das irgendwann so eingerichtet, Erziehung ist überflüssig – Punkt aus und Schluss.
Das sich diese Fakten im Fernsehen natürlich nur schwerlich verkaufen lassen dürfte allerdings auch allen klar sein. Deshalb haben findige Drehbuchautoren zu einer List gegriffen:

Ein Mann wirft ein Leckerli auf die Straße und lässt einen Golden Retriever von der Leine. Ein Auto hält mit quietschenden Reifen an, die fingierte Hundebesitzerin kreischt. Natürlich fängt der Kameramann die ganze Szene so ein, dass niemand das Leckerli sieht, denn dafür bezahlt Vox den Mann, genau wie die Schauspielerin die die Hundebesitzerin gibt oder den Rentner der für ein paar Stunden immer wieder mit dem Wagen ins Bild gerollt kommt, bis der Regisseur die Szene absegnet.
Cut.
Martin Rütter tritt ins Bild. Keiner merkt, dass er völlig verkatert ist und keine Hose trägt. Die Kamera zeigt eben nur das was der Kameramann will und Fernseher die nach Alkohol stinken gibt ja zum Glück noch nicht. Martin Rütter beginnt nun die Schauspielerin wüst zu beschimpfen. Sie habe keine Ahnung von Hunden und würde alles falsch machen. Dass die vermeintliche Hundebesitzerin überhaupt nicht anwesend ist interessiert niemanden. Irgendein Student, der ein unvergütetes Praktikum bei Vox absolviert, schneidet die beiden Szenen nachher so zusammen, dass es nicht auffällt.
Cut.
Der Regisseur nimmt das Leckerli von der Straße und steckt es in den Mund. Dicke Hunde will niemand sehen und Vox zahlt wirklich schlecht. Die Schauspielerin bellt einige Befehle wie „Sitz!“, „Platz!“ oder „Gib Pfötchen!“, der Hund befolgt es wie man es von ihm erwartet.
Cut.
An dieser Stelle sollte Martin Rütter nun die Besitzerin des Tieres loben, aber er reihert gerade in die Ecke seines luxuriös eingerichteten Apartments. Egal, der Cutterpraktikant wird die Szene einfach aus einer alten Folge kopieren und mit dem neugedrehten Material zusammenfassen, als sei alles glatt gelaufen. Am Ende wird wieder eine Folge von „Der Hundeprofi“ in der Flimmerkiste zu sehen sein und Martin Rütter ist der strahlende Held.

Wie konnte der Duisburger Rütter es mit solch infamen Lügengeschichten nur soweit bringen? Dafür gibt es sicher zwei Gründe: 1. Das Fernsehen war noch nie abgeneigt infame Lügengeschichten zu verbreiten. 2. Martin Rütter hat sich hochgeschlafen. Vermutlich mit Bettina Böttinger, Beweise gibt es dafür allerdings nicht. Aber einem Mann, der laut einem persönlichen Interview mit der neuen Osnabrücker Zeitung sogar seinen Hund mit ins Bett nimmt, ist alles zuzutrauen.
Was aber jedem klar sein sollte ist, dass es nicht mit natürlichen Dingen zugegangen sein kann, dass Martin Rütter derartig erfolgreich ist, denn Hunde wissen von alleine was man von ihnen erwartet und brauchen nicht erzogen werden. Ich habe es sogar gewagt ein eigenes Drehbuch für eine Serie zu entwerfen mit der man den Schwindler enttarnen könnte:

Duisburg Marxloh: Erkan geht gerade mit seinem Staffordshire-Schäferhund-Mix Tycoon auf dem kleinen Platz vor Mediamarkt spazieren. Der Hund hat Schaum an den Lefzen und obwohl Erkan Steroide schluckt seit dem er 14 ist kann er das Biest kaum bändingen.
Cut.
Der Kurde Baran hat gerade im hiesigen Spielkasino einen Kampfhund geschenkt bekommen, den eines seiner Laufmädchen in Zahlung genommen hat. Der Hund ist ein schwarzweißer Pitbull unbekannten Namens, der die Zähne fletscht und wild an der Leine reißt. Baran will gerade zu Peter Pomms legendärer Imbissstube, um sich Pusterbällchen zu kaufen, da biegt sein Erzfeind Erkan um die Ecke.
Cut.
Martin Rütter lehnt sich an eine Laterne gegenüber der Polizeiwache Marxloh. Der Kameramann zeigt die kaputte Flasche zu Rütters Füßen und dann den Wagen, der vor der Polizeiwache einen Wasserhydranten gerammt hat. Nachdem der Praktikant von RTL die Szene mit After Effects bearbeitet hat sieht man auch das Foto in Rütters Hand, das eine leicht bekleidete Bettina Böttinger zeigt. Plötzlich sieht Martin Rütter über den Rand des Fotos hinweg. Ein schwarzweißer Hund der laut knurrt kommt auf ihn zugewetzt. Hinter der Töle brüllt ein südländisch wirkender Typ „Pack ihn und reiß ihn in Stücke!“. Martin Rütter blickt sich nach einem Fluchtweg um. Da kommt vom Platz vor Mediamarkt ein weiterer Hund. Er ist braun und hat Schaum vorm Maul. Dahinter befindet ein Kerl mit breiten Schultern der „Tycoon, fass!“, schreit.
Cut.

Ich bin brennend auf Martin Rütters Reaktion gespannt und habe das Skript bereits an Vox und RTL geschickt. Leider ist es bisher nur ein Pilot, mir ist noch keine Idee für die zweite Folge der Serie in den Sinn gekommen. Vielleicht irgendwas über einen Hund, der Krücken apportieren oder Verbände wechseln kann. Ich weiß noch nicht.

Ihr Benjamin Bäder

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