Martin Rütter

Jeder kennt ihn: Den Hund, den besten Freund des Menschen. Und jeder weiß, dass ganz tief in den Biestern drin ein natürliches Verständnis für die Begriffe „Sitz!“, „Platz!“, „Bei Fuß!“ und „Aus!“ steckt. Manchmal muss man halt etwas lauter brüllen, aber im Grunde seiner Seele wartet der Hund nur darauf unsere Befehle treuherzig zu befolgen. Das ist ja auch logisch, einem Koalabären muss auch keiner beibringen wie man auf Bäume klettert und einem Krokodil wird nie erklärt wie man seine Beutetiere in mundgerechte Portionen zerteilt. Die Evolution hat das irgendwann so eingerichtet, Erziehung ist überflüssig – Punkt aus und Schluss.
Das sich diese Fakten im Fernsehen natürlich nur schwerlich verkaufen lassen dürfte allerdings auch allen klar sein. Deshalb haben findige Drehbuchautoren zu einer List gegriffen:

Ein Mann wirft ein Leckerli auf die Straße und lässt einen Golden Retriever von der Leine. Ein Auto hält mit quietschenden Reifen an, die fingierte Hundebesitzerin kreischt. Natürlich fängt der Kameramann die ganze Szene so ein, dass niemand das Leckerli sieht, denn dafür bezahlt Vox den Mann, genau wie die Schauspielerin die die Hundebesitzerin gibt oder den Rentner der für ein paar Stunden immer wieder mit dem Wagen ins Bild gerollt kommt, bis der Regisseur die Szene absegnet.
Cut.
Martin Rütter tritt ins Bild. Keiner merkt, dass er völlig verkatert ist und keine Hose trägt. Die Kamera zeigt eben nur das was der Kameramann will und Fernseher die nach Alkohol stinken gibt ja zum Glück noch nicht. Martin Rütter beginnt nun die Schauspielerin wüst zu beschimpfen. Sie habe keine Ahnung von Hunden und würde alles falsch machen. Dass die vermeintliche Hundebesitzerin überhaupt nicht anwesend ist interessiert niemanden. Irgendein Student, der ein unvergütetes Praktikum bei Vox absolviert, schneidet die beiden Szenen nachher so zusammen, dass es nicht auffällt.
Cut.
Der Regisseur nimmt das Leckerli von der Straße und steckt es in den Mund. Dicke Hunde will niemand sehen und Vox zahlt wirklich schlecht. Die Schauspielerin bellt einige Befehle wie „Sitz!“, „Platz!“ oder „Gib Pfötchen!“, der Hund befolgt es wie man es von ihm erwartet.
Cut.
An dieser Stelle sollte Martin Rütter nun die Besitzerin des Tieres loben, aber er reihert gerade in die Ecke seines luxuriös eingerichteten Apartments. Egal, der Cutterpraktikant wird die Szene einfach aus einer alten Folge kopieren und mit dem neugedrehten Material zusammenfassen, als sei alles glatt gelaufen. Am Ende wird wieder eine Folge von „Der Hundeprofi“ in der Flimmerkiste zu sehen sein und Martin Rütter ist der strahlende Held.

Wie konnte der Duisburger Rütter es mit solch infamen Lügengeschichten nur soweit bringen? Dafür gibt es sicher zwei Gründe: 1. Das Fernsehen war noch nie abgeneigt infame Lügengeschichten zu verbreiten. 2. Martin Rütter hat sich hochgeschlafen. Vermutlich mit Bettina Böttinger, Beweise gibt es dafür allerdings nicht. Aber einem Mann, der laut einem persönlichen Interview mit der neuen Osnabrücker Zeitung sogar seinen Hund mit ins Bett nimmt, ist alles zuzutrauen.
Was aber jedem klar sein sollte ist, dass es nicht mit natürlichen Dingen zugegangen sein kann, dass Martin Rütter derartig erfolgreich ist, denn Hunde wissen von alleine was man von ihnen erwartet und brauchen nicht erzogen werden. Ich habe es sogar gewagt ein eigenes Drehbuch für eine Serie zu entwerfen mit der man den Schwindler enttarnen könnte:

Duisburg Marxloh: Erkan geht gerade mit seinem Staffordshire-Schäferhund-Mix Tycoon auf dem kleinen Platz vor Mediamarkt spazieren. Der Hund hat Schaum an den Lefzen und obwohl Erkan Steroide schluckt seit dem er 14 ist kann er das Biest kaum bändingen.
Cut.
Der Kurde Baran hat gerade im hiesigen Spielkasino einen Kampfhund geschenkt bekommen, den eines seiner Laufmädchen in Zahlung genommen hat. Der Hund ist ein schwarzweißer Pitbull unbekannten Namens, der die Zähne fletscht und wild an der Leine reißt. Baran will gerade zu Peter Pomms legendärer Imbissstube, um sich Pusterbällchen zu kaufen, da biegt sein Erzfeind Erkan um die Ecke.
Cut.
Martin Rütter lehnt sich an eine Laterne gegenüber der Polizeiwache Marxloh. Der Kameramann zeigt die kaputte Flasche zu Rütters Füßen und dann den Wagen, der vor der Polizeiwache einen Wasserhydranten gerammt hat. Nachdem der Praktikant von RTL die Szene mit After Effects bearbeitet hat sieht man auch das Foto in Rütters Hand, das eine leicht bekleidete Bettina Böttinger zeigt. Plötzlich sieht Martin Rütter über den Rand des Fotos hinweg. Ein schwarzweißer Hund der laut knurrt kommt auf ihn zugewetzt. Hinter der Töle brüllt ein südländisch wirkender Typ „Pack ihn und reiß ihn in Stücke!“. Martin Rütter blickt sich nach einem Fluchtweg um. Da kommt vom Platz vor Mediamarkt ein weiterer Hund. Er ist braun und hat Schaum vorm Maul. Dahinter befindet ein Kerl mit breiten Schultern der „Tycoon, fass!“, schreit.
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Ich bin brennend auf Martin Rütters Reaktion gespannt und habe das Skript bereits an Vox und RTL geschickt. Leider ist es bisher nur ein Pilot, mir ist noch keine Idee für die zweite Folge der Serie in den Sinn gekommen. Vielleicht irgendwas über einen Hund, der Krücken apportieren oder Verbände wechseln kann. Ich weiß noch nicht.

Ihr Benjamin Bäder